Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
— St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wdchentlich fünfmalz AUm Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltur ge 
Zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A 60 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1) 78 , einschließt. 
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auf welche die Expedition Auskunst errheuun h . Meclamen 60. Bei a4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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M 52. 
Samstag, 14. März 1888. 
21 gerade im gegenwärtigen Augenblick möglich sei. 
Volitische Uebersicht. Zopviel bekannt sei, besindet sich Contreadmiral 
Die „Internationale“ hat wieder eine knorr noch in jenen Gewässern; es sei nicht denk⸗ 
dundgebung losgelassen. In einer sozialdemokra- dar, daß seitens dieses erfahrenen und besonnenen 
ischen Versammlung zu Paris erklärte ein Redner, Offiziers fremden Flaggen gegenüber die schuldige 
Namens Martellet, daß die französischen Sozialisten Uchtung nicht beobachtet wäre. In amtlichen 
hren deutschen Genossen bei den letzten Reichstags- treisen wird die Vermuthung ausgesprochen, daß 
vahlen Gelder gesandt, und sprach die Ueberzeug- 8 sich um Vorgänge handle, welche nicht von 
ing aus, daß die Deutschen die Franzosen bei deutschen herrühren, auch nicht auf britischem Ge— 
den nächsten Wahlen ebenfalls unterstützen werden. diet, sondern auf den angeblichen Acquisitionen des 
Fs wurde eine Tagesordnung angenommen, weiche bolen Rogozinski stattgefunden haben. Rogozinski's 
ie Regierung wegen der Ausweisung der Deutschen Internehmungen hätten eine antideutsche Tendenz. 
adelt, alle revolutionären Gruppen ohne Unterschied In der Richtung dieser Tendenz könne es ja auch 
inladet, sich, wie es auch die deutschen Sozialisten gee iegen, wenn man Aufziehen und Niederziehen einer 
han, vorzubereiten, um bei den nächsten Wahlen nglischen Flagge ad hoc unter geeigneter Insce- 
jegen die Radikalen und Bourgeois zu kämpfen. urung herbeiführe, um demnächst Entrüstungstele⸗ 
zramme nach England zu werfen, um dort gegen 
Ddeutschland zu hetzen. Die „Norddeutsche“ be— 
nerkt weiter, daß die von Rogozinski angeblich 
Ramens der britischen Regierung gemachten Er—⸗ 
verbung von letzterer bisher nicht übernommen 
eien und voraussichtlich nicht übernommen werden 
ollen, weil dieselben von Rogozinski ausschließlich 
n antideutscher Berechnung behufs Einengung der 
dortigen Erwerbung deutschen Territoriums acquirirt 
vorden seien. 
Hongkong, 11. März. Meldung der Agence 
Havas. Die chinesische Stellung um Kelung ist 
nach fünftägigen Kämpfen genommen. Die Ver—⸗ 
uste der Franzosen betragen 40 Todte und 200 
Verwundete. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 13. März. Die Samm⸗ 
ung für die Bismarck-Spende hat bis jetzt 
n unserem Kantone die Summe von circa 1500 
Nark ergeben. 
* St. Ingbert, 13. März. Dem Ver—⸗ 
iehmen nach beginnen in den kath. Volksschulen 
hahier vom 16. März ab die Jahresschluß- 
»rüfungen,; in den prot. Volksschulen finden 
ieselben in der Woche vom 18. —18. April statt. 
e. Ensheim, 12. März. Der Thierarzt 
rudwig Asssel dahier wurde vom Gemeinderath 
n Schifferstadt, zum Lokalthierarzt daselbst vom 
6. März ab gewählt. 
* In Zweibrücken wurde am Mittwoch 
Abend ein Kolonial⸗-Zweigverein gegründet, der den 
Ramen führt: „Westphälischer Zweig— 
derein des deutschen Colonfalver—⸗ 
ins.“ In den Vorstand desselben wurden ge— 
vählt die Herren Fabrikant Wolff, Pfarrer 
Butters, Anwalt Schmidi, Professor Richter, 
dentner Bender, Fabrikant Anvdres und 
Simon von Zweibrücken, sowie Herr Amtsrichter 
dießel von Pirmasens. 
— Der Verein der Branntweinbrenner 
»er Pfalz hält am nächsten Sonntag in Land⸗ 
tuhl eine Versammlung ab. Besonderes Interesse 
ürfte die Verhandlung der Steuerfrage beanspruchen. 
Nach einer Meldung der „Pf. Pr.“ hat sich 
ie Firma Schuler und Schmid in Zürich, 
»eren Verhandlungen behufs Anlage einer Woli— 
pinnerei in unserer Stadt sich bekanntlich zer⸗ 
hlagen haben, nunmehr nach Otterberg ge⸗ 
oendet. Vor Jahren bestand in Otterberg schon eine 
hnliche Fabrik und sind Gebäude und technische 
linlagen noch vorhanden. Dieselben dürften nun 
oohl von genannter Firma zur Erwerbung ins 
Iuge gefaßt sein. 
— Kaiserslautern, 11. März. Die 
Ergänzungswahl des Stadtrathes nahm genau 
»en erwarteten Verlauf. Die KSiste der freien 
Zürgervereinigung ging glatt durch, da sich die 
Begner der Abstimmung enthielten. Von 2299 
Bahlberechtigten machten nur 805 von ihrem Wahl⸗ 
echt Gebrauch. Nicht ganz befriedigt dürften von 
»em Wahlresultat die Deutschfreisinnigen sein; die 
Nänner ihrer Partei brachten es nur zu Ersatz 
nannsstellen. 
— Kandel, 10. März. Von einem Waaren⸗ 
Transport auf dem Heimwege begriffen, passirte 
jestern Nacht die Fuhre der Firma Scharff bon 
ꝛandau die Brücke über die durch den heftigen 
Kegen zum reißenden Strom angeschwollene Otter 
»ach. Durch das Tosen des Wassers scheuten die 
Iferde und die Fuhre stürzte sammt Mann und 
Iferden über die Brücke in's Wasser. Dem Fuhr— 
nann gelang es, sich durch Schwimmen zu retten; 
eines der Pferde ertrank jedoch. (Sp. 3.) 
*— Die kathohische Gemeinde Luͤd— 
vigshafen hat dieser Tage als Bauplatz für 
ine zweite Kirche auf dem Hemshofe ein Terrain 
im den Preis von 18,000 Mark angekauft. Das 
Lapital stellte das bischöfliche Ordinariat in Speher 
gegen eine Vrrziinsunag von 4 Prozent 
Durch die Blätter läuft eine Mittheilung, 
oonach sich in Manchester eine Gesellschaft mit einem 
dapital von 5 Millionen Pfund, also ungefähr 
100 Millionen Mark, zum Zwecke der kommer⸗ 
iellen Ausbeutung der Kongoländer gebildet hat. 
die Nachricht legt einen Vergleich sehr nahe mit 
ꝛer außerordentlichen Zurückhaltung oder Ab— 
ieigung, welche in Deutschland das große Ka— 
ital gegenüber den kolonialen und überseeischeu 
Unternehmungen an den Tag legt. Wahrhaft 
zeschämend ist es, zu vernehmen, daß in Deutsch⸗ 
and für Unternehmungen, wofür in England sofort 
ind ohne große Mühe hundert Millionen flüssig 
verden, selbst dürftige Summen kaum aufzubringen 
ind. Unsere hohe Finanzwelt spielt in diesen 
Ddingen eine recht klägliche Rolle. Wir wollen 
ꝛei Geldfragen; gar nicht mit ‚nationalen Phrasen“ 
kommen, wie man sie der kolonialen Bewegung 
ielfach zum Vorwurf macht. Aber von dem Vor—⸗ 
wurf des Mangels an Unternehmungsgeist und 
zroßartigem kaufmännischem Zug, Eigenschaften, die 
England zu dem gemacht haben, was es im Welt ⸗ 
gerkehr geworden ist, wird man die deutsche Fi— 
nanzwelt nicht freisprechen können. Den Aufgaben, 
die jetzt an sie herangetreten, steht sie ängstlich, 
leinlich und knickerig gegenüber. Man beklagt 
ich häufig über die wachsende Abneigung und 
Feindseligkeit der weitesten Kreise gegen Kapital 
ind Börse; es ist aber leider auch wahr, daß diese 
Mächte wenig genug thun, um ihre Nothwendigkeit 
ind ihren wirthschaftlichen Werth für das natio⸗ 
nale Erwerbsleben und die Gesammtwohlfahrt ein⸗ 
euchtend zu machen. Wenn der im besten Zuge 
befindliche kokoniale und überseeische Anlauf Deutsch- 
ands dadurch gelähmt werden und zu Grunde 
Ehen sollte, weil bei uns die berufenen und fähigen 
dreise sich die Taschen zuknöpfen, so wäre dies ein 
iefbeschämendes Schauspiel, und man könnte es 
yen, Engländern, die mit gewohnter Energie und 
draktischer Unternehmungslust an die neuen Auf⸗ 
jaben der Zeit herantrelen, kaum mehr verdenken, 
venn sie mit Spott auf die deutschen Philister und 
Znicker herabbliden, welche für die höchsten Inter⸗ 
essen kaum ein paar hunderttausend Mark aufzu⸗ 
bringen willig sind. 
Ausland. 
Wien, 11. März. Londoner Berichte kon⸗ 
tatiren eine wachsende Bedrohlichkeit der Lage. 
Nach einer Londoner Depesche der „Polit. Corr.“ 
st England unnachgiebig. Es wecrden 
große Zurüstungen in Heer und Flotte getroffen. 
London, 11. März. Der „Globe“ sagt, 
zie Spannung zwischen England und Rußland habe 
inen solchen Grad erreicht, daß ein unmittelbarer 
Zruch wahrscheinlich sei. — Die Regierung hat 
ntsprechend dem letzten Wunsche Gordon's den 
hormündnern 20,000 Lst. zum Besten der Familie 
vordon's eingezahlt. 
London, 11. März. Die „Times“ fürchtet, 
aß der Zar keine Maßregeln ergriffen habe, um 
Feindseligkeiten an der afghanischen Grenze zu ver⸗ 
sindern. Ein Zusammenstoß sei daher, da die 
dussen neuerdings in der Richtung auf Herat vor⸗ 
segangen seien, nicht unwahrscheinlich. Der Emir 
on Afghanistan hat förmlich um englischen Bei⸗ 
land zur Verstärkung der Befestigungen Herats 
sebeten und Sir Peter Lumsden sei angewiesen, 
inter Umständen die Vertheidigung Afghanistans 
u organisiren. Die Afghanen seien also unter 
em Rath und Beistand von Vertretern Englands 
orbereitet, einer Invasion Widerstand zu leisten. 
englische Offiziere haben wahrscheinlich schon die 
lIrbeiten in Herat begonnen. Lumsden sei gegen 
inen Versuch der Russen, den „Schlüssel Indiens“ 
urch einen Handstreich zu nehmen, vorbereitet. 
die „Times“ warnt Rußland und erklärt, wenn 
8 zum Kriege entschlossen sei, müsse es Feindselig- 
eiten noch anderswo als an der afghanischen Grenze 
rwarten. 
London, 12. März. Der „Times“ zufolge 
vurde zwischen Herbert Bismarck und Grauville 
ine Vereinbarung getroffen, wonach der Distrikt 
wischen der Baptisten⸗Kolonie Viktoria und Rio 
»el Rey an Deutschland abgetreten wird. Viktoria 
leibt britisch. Deutschland verpflichtet sich, die 
egion im Westen Rio del Reys unbehelligt zu 
assen und mögliche Konzessionen in den britischen 
herträgen mit den Negerstämmen im Negerdistrikt 
icht für sich qauszubeuten 
Deutsches Reich. 
Berlin, 11. März. Bezüglich der englischen 
Meldungen, daß Deuische auf dritischem Gediet die 
mitische Flagge niedergeholt hätten, bemerkt die 
Nordd. Allgem. Zig.“. Hier liegen keine der— 
irtigen Meldungen vor. In amliichen Kreisen 
glaubt man nicht, daß ein derartiges Vorgehen im 
Widerspruch mit dem völkerrechtlichen Herkommen