Si. Angberier Anzeiger.
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Sonntag, den 4. April
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Deutsiched Reich.
München, 1. April. (Abgeord ietenkammer.) Auf Inler⸗
„ellation Cerstrers stellt Minister v. Pfeufer etue! Vorlage auf
Aränd rang des Forstge'chhes bezüglich der Schutzwaldungen für
den nächsten Landtag in Aussicht. Die Gesetzentwürfe über Was⸗
erbenutzung, über die Kosten für Impfung in dee Pfalz und die
Freisanleihe für die oberbayerische Irrenanstoalt werden angenom—
mer. Nächsse Sitzung morgen. In derselben kommt der Entwurj
ber die Münchener Polizei und die Kompetenz des Magistrats zur
Berathung.
München, 1. Apris. Se. Maj. dr König hat
em Reichskanzler Fürsten v. Bismarck zu dessen heutigein Ge⸗
purtstseste seine Glücdwünsche zugesandt.
München, 4. April. Der Abg. Dr. Gerslrer hat den
Antrag eingebracht: Die Kammer wolle beschließen: Es sei an Se.
Maj. den König die Bitte zu richten, anordnen zu wollen, „daß
das Gesetz vom 16. Mai 1868, die Vermarkung der Grundstücke
betr., einer Revision unterstlll und 'en auf die neneren Fort-
chritte in der Vermessungs- und Verwaltungskunde gegründeter
Besetzentwurf dem nächsten Landtag in Vorlage gebracht werde.“ —
München, 1. April. Die heutige Nummer des Gesetz
uind Verordnungsblattes publizirt folgende Dienstesnachricht: S.
M. der König haben unterm 27. Hiärz l. Is. allergnädigst ge—
ruht, dem wiederholten Gesuche des Generals der Infanerie uend
Staatsraihes im ord milichen Dienste, Si zmund Frhr. v. Pranckb,
um Enthebung von der Stelle des Kriegsministers unter huldvoll⸗
tter Anerkennung der von ihm in schwieriger Zeit mit aufopfernden
dingebung geleisteten ausgezeichneten Dienste zu entsprechen, den
jelben in die Zahl der Staatsräthe im außerordentlichen Dienste
inreihen zu lassen und zu bestimmen, daß derselbe als General
zer Infanterie, sow'e als Inhaber des 8. Inf.-Reg. im aktiven
Berhältnisse zu verble ben habe; ferner haben Se. kgl. Maj. unter
dem gleichen Tage Sich allergnädigst bewogen gefunden, den Ge
nerallieut. und kommandirenden General des U. Armeekorps,
Frhr. v. Maillinger, vom 4. April l. Is. an zum Staatsrathe
im ordentlichen Dienste und zum Kriegsminister zu ernennen.
Mänchen, 2. April. Die Nichtigleitsbeschwerde, welcht
Dr. Sigl gegen das schwurgerichtl'che Urtheil, wodurch er wegen
Beleidigung des Reichskanzkers zu eincr 10monatlichen Gefäng
nißstrafe verurtheilt war, erhoben hatte, ist heute von dem obersten
Berichtshof als unbegründet verworfen worden; Dr. Sigl wurd⸗
uugleich noch in eine Frivolitätsstrafe von 80 fl. verartheilt.
Köln, 2. April. In der gestrigen öffentlichen Sitzung der
Stadverordneten wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, den Fürsten
Bismarck zum Ehrenbürger der Stadt Köln zu ernennen. Sodann
wurde eine Beglüdwünschungsadresse zur Geburtzfeier au den Für
lten gesandt.
Fulda, 2. April. Die Conferenz der Vertreter der preu⸗
bischen Bisthümer ist beendigt. Der Papst spendete den Theilneh—
mern seinen Segen und ermahnte dieselben zum Ausharren. Der
Fürsibischof von Breslan ist heute Morgens bereits abgereist.
Dresden, 31. März. Der „Dresdener Anzeiger“ vom
18. August 1813 enthält einen Steckbrief Behufs Festnehmung des
Theaterdichters“ Karl Theodor Körner, der sich dem sächsischen
Militärdienst entzogen und, statt in deu Reihen der Verbündelen
Rapoleon's zu fechten, im Lützow'schen Frei orpz für, Deutschlands
Befreiung von sranzösischem Joche stritt. Heute am 28. März
1875, dagegen wurde diesem Diesdener Kinde eine Huldigung
ireuer deuischer Söhne zu Theil, auf welche derselbe „Dresdnei
Anzeiger,“ das Amtsblatt uͤnseres Stadtrathes, in gewohnter
varmer Weise im voraus aufmerksam gemacht hatte. Sie bestand
in der Einweihung des Koͤrner-Museums im Körnerhause in Dres⸗
den-Neustadt, welches seine Entstehung der unermüdlichen Fürsorge
des Dr. Peschel verdankt. Durch Geld- und Zeitopfer ist er in
den Besitz von Säbel und Unifotm, von Laute und Handschriflen
gon Locke und Bildniß und von den werthvollsten Zuschrifien be
rühm'ex Zeitgenossen an den jugendlichen Helden'und D'ichter ge—
langt, die eine außerordentlich bemerkenswerthe Sammlung aus-
machen. Im Geburtshaufe Körner's hat De. Peschel ein“ Zimmer
im Erdeschoß zur Bergung dieser Sammlung hergerichtel und,
das Haus mit den künstlecisch vollendeten großen Medaillons Kör
ner's und Schiller's in Erzauß gezierttt.
England.
London, 80. März. Die Kohlengrubenarbeiter von Fife
ind Clacknann haben sich mit der Herabsezzung der Löbne um
15 Proz. für zufrieden erklärk, so daß der gefürchtele Strike dor
der Hand, abgewendet ist. Aus Süd vales wird gemeldet, daß die
Brukenarbeiter in Dowlais sich geneigt zeigen, am 1. April die
Arbeit zu einer Lohnherabsetzung von 10 Proj. wiedze anzunehmen
und dieserhalb die möthigen Schritle thaten. Der Geschäftsführer
er Gruben theilte ihnen aber mit, daß er keine bestim nte An—
vort auf ihren Vorschlag ertheilen könnte.
Verwischtes.
Eine große Anzahl von Wirthen des Kantons Speier
sst vor das Landgericht geluden wegen Uebertretung des Karten—
lempelgesetzes. Bei der Gelegenheit sei bemerkt, daß nicht blos
der Verkäufer un estempelter Karten strafbar ist, sondern auch der,
velcher sie besitzt oder damit spielt.
f In der Sitzung des Polizeigerichts Saarbrücken vom
1. April wurde ein Hexenmeister von dort für das Entzaubern
eines behexten Kindes mit acht Tagen Haft bestraft. Gegen eine
Wittwe und nebenbei auch Kartenlegerin von St. Johann, welche
riner dortigen Frou aus den Karten die (natürlich erlogene) Un⸗
sreue ihres Mannes verkündete und dadurch schweren Unfrieden
in der Familie hervorrief, werden vom Gericht 14 Tage Haft aus⸗
gesprochen.
FIn Frankfurt a. M. wird jetzt am äußecsten Nor⸗
dende bei der „Oede“, dem Hofgut der Frhrn. v. Holzhausen,
ein 80 Morgen umfassender öffentlicher Park angelegt, wodurch
dieser höchstgelegene Stadttheil zugleich der schönste und gesundefile
wird. (GFr. K.)
fMäüncheu, 81. März. Das gestern im k. Sdeon duhier
tattgehabte Lucca-Concert war äußerst zahlreich von den allerhöch⸗
ten Herrschafsen, Mitgliedern der Diplomatie ec. besucht. Die be—
rühmte Säncerin erntete allgemeinen Beifall und wurde dielfach
misgezeichnet.
.München, 1. April. Für den König ist als Geschenk
von Bürgern der Stadt Landau ein 36 Pfund schwerer Rhein⸗
hecht hier angeklommen, welches seltene Exemblar dem Monarchen
noch lebend überbracht wurde.
In Ruhha bei Eifenach hat üch dieser Tage ein zwolf⸗
jähriger Knabe erhängt. Als Moliv der That bezeicheichnet man,
daß der Knabe vor Zorn und Scham über feine ungünftge Censur
jein Cenfurbuch verbrannt und aus Furcht vor Strafe od dieser
Perbrennung sich das Leben genommen habe.
F Im Jnuar kamen auf sämmilichen deutschen Eisenbahnen
ausgenomnmen Baiern) 55 Entgleisunzen und 28 Zusammeaftöße
hei fahrenden Zügen, 75 Entgleisungen und 56 Zusammenstoöße
eim Rangiren und 182 sonftige Ereignifse vor, welche
ine Stäörung des cegelmäßigen Betricbes veranlaßten. Im Durch⸗
hnitt hat bei 8143 Kurier-, Schnell-, Personen⸗? und gemischten
Zügen eine Entgleisung und bei 11,400 Zügen einen Zusammen—
loß stattgefunden. Verunglückt find im Ganzen 190 Personen, und
war 3 Passagiere (jedoch vur verletzt), 164 Bahn Bedienstele
darunter 24 getödtet und 180 verleßt). sowie 33 andere Personen
darunter 20 getödtet und 13 verletzi). Fünf Personen fuchten
ind fanden freiwisllig den Tod. Von den verletzten Reisenden
'ommt je eine Verletzung auf 3,567, 000 beförderte Passagiere und
nuf 37,795 Kurier⸗- Schuelt-⸗, Personen? und gemischie Züge.
Zon den getödteten Beamten kommi je eine Tödtung auf 12082
iberhaupt beschäftigt gewesene Beamie, uad von den verletzten