Full text: St. Ingberter Anzeiger

beide das Feld hier verloren und es fragt 
sich sehr, ob wir je wieder in einer anderen 
Stadt festen Fuß fassen. Hören Sie seine 
Bedingungen und schlagen Sie zu, wenn Ihnen 
noch ein kleiner Vortheil bleibt.“ 
hdelmes wandte sich um, er erschrack, als 
er den Commerzienrath und dessen Schwieger⸗ 
sohn erblickte, welche sich dem Tische genähert 
hatten. „Nennen Sie ihre Bedingungen,“ 
wandte er fich, ohne die Beiden zu beachten, 
an Georg. 
Die Bedingungen liegen auf der Hand; 
Zurückgabe der Firma und der Summe, welche 
Sie aus jenem Spelulationsgeschäft gezogen 
haben.“ 
„Nimmermehr!“ rief Helmes, der sich nur 
auf den Verlust einer kleinen Summe gefaßt 
gemacht hatte. 
Georg öffnete seine Brieftasche und über⸗ 
reichte dem Com nerzienrath einige Papiere. 
„Ich lege die Angelegenheit in Ihre 
hände,“ sagte er ruhig. „schicken Sie diesen 
Bericht in die Zeitungserpedition und berufen 
Sie sich auf mich, wenn Jemand es wagen 
sollte, die Richtigkeit dieser Thatsachen zu 
bestreiten.“ 
„Bieten Sie die Firma und die Hälfte 
jener Summe,“ flüsterte der Assessor dem 
ehemaligen Buchhalter zu, „Sie behalten im—⸗ 
merhin noch genug.“ 
Helmes konnte sich schwer dazu entschließen, 
diesem Rathe zu folgen, aber nach kurzem 
Nachdenken sah er ein, daß er besser that, 
sich mit diesem Rest zu begnügen, als sich 
der Gefahr auszusetzen, Alles zu verlieren. 
Er machte Georg den Vorschlag, dieser wies 
ihn an den Commerzienrath mit dem Be⸗ 
nerken, daß jener allein zu entscheiden habe.“ 
Der Commerzienrath erklärte sich mit dem 
Vorschlag zufrieden und es wurde die Ver— 
abredung getroffen, daß Helmes am nächsten 
Morgen Haus und Geschäft an den früheren 
Besitzer zurückzugeben habe, wogegen ihm die 
Hälfte jenes Gewinnes baar ausgezahll wer⸗ 
den solle. 
.An einen solchen Umschwung haben Sie 
wohl nicht gedacht,“ sagte der Commerzienrath, 
als der Assessor an ihm vorbeischritt, um das 
Zimmer zu verlassen. 
„Hätte ich ihn geahnt, ich würde meine 
Maßregeln besser getroffen haben,“ erwiderte 
Waldau, der sich zwang, ruhig zu bleiben. 
In dem Maße, in welchem derẽCommer- 
ienrath über das so unerwartete Glück erfreut 
var, nahm die Erbitterung Böllings gegen 
den Baron zu. Er vermuthete, der Baron 
habe dies nur gethan, um sein Gewissen zu 
»eruhigen, um dem, den er ins Elend ge⸗ 
türzt hatte, die Mittel zur Existenz zu ver⸗ 
chaffen. 
Georg mochte diesen Gedanken auf der 
Stirn des Gutsbesitzers lesen. Nachdem Helmes 
ind der Assessor das Zimmer verlassen hatten, 
ersuchte er Bölling, ihn mit dem Commer— 
iienrath allein zu lassen. „Sie werden am 
desten thun, sogleich auf Ihr Gut zurückzu— 
reisen, sagte er, indem er einen Blick auf 
eine Uhr warf, „der Nachtzug fährt in einer 
jalben Stunde ab, benutzen Sie ihn, so sind 
Zie morgen Mittag zu Hause.“ 
„Ich lasse mir von JIhnen keine Vorschriften 
nachen,“ entgegnete Bölling barsch, „ich reise 
zurück, wenn's mir gefällt.“ 
Ueber die Lippen Georgs glitt ein viel⸗ 
agendes Lächeln. 
„Wenn aber Ihre Gattin Ihre Rückkehr 
wünscht ?“ fragte er. „Reisen Sie, hier hält 
Sie nichts mehr zurück.“ 
„Was haben Sie mit meiner Frau ge⸗ 
prochen ?* wallte Bolling zornig auf. 
„Glauben Sie, ich werde so ungezogen 
ein, Ihr Haus zu verlassen, ohne der Haus⸗ 
frau für die bewiesene Gastfreundschaft zu 
danken ? Ich bitte Sie nochmals, reisen Sie 
und hüten Sie sich in Zukunft vor dem Ha⸗ 
ardspiel. Die fünftausend Thaler, welche 'ich 
Ihnen vor einigen Tagen in diesem —X 
zeliehen habe, werde ich gelegentlich bei Ihnen 
in Empfang nehmen. Kehre ich nicht zurück, 
o weiß Ihre Gemahlin, wer zum Euipfang 
dersellben berechtigt ist.“ 
Ein Blitz aus heitern Himmel hätte den 
Gutsbesitzer nicht so überrascht, als diefe Worte 
es thaten. „Erklären Sie sich deutlicher,“ 
jagte er verwirrt, „ich kann den Sinn Ihrer 
Worte nicht —“ 
„Sie werden ihn in Ihrem Hause finden,“ 
fuhr Georg fort — 
„Nein, nein, erklären Sie mir jetzt —- 
„Nunwohl, wenn Sie darauf bestehen,