Full text: St. Ingberter Anzeiger

ie seien zu schwach, wogegen die Ungarn meinen, die Frangosen 
seien zu schwache Reite. — — —* 
Berlin, 10. MärzeDie heute ausgegebene „Prob.⸗ 
Tort.*bezeichnet in einem langeren Artikel den Gefeßentwurf über 
die Einstellung der Staatsleistüngen an katholische Bischöfe und 
Geistliche als Preußens Antwort auf die päpstliche Bulle Sie 
sagt am Schlusse: „Der Cutlusminister hat darauf hingewiesen, 
daß schon das Verhalten der Bischöfe gegenüber den verfassungs— 
mäßig beschlossenen und vom König verlündeten Gesetzen die Re— 
gierung vor die Frage gestellt habe, ob es zulässig sei, die Gegner 
des Staates durch fernere Gewährung staatlicher Mittel in ihrem 
Widerstande zu stärken. Die Entscheidung der Frage gerade in 
ziesem Augenblicke ist aber durch die päpsiliche Bulle beschleunigt 
vorden, welche die preußischen Maigefetze ausdrüdlich für ungiltig 
zxklärt und den Ungehorsam der Bischoͤfe feierlich beftätizt und 
ꝛrmuntert. Bei der unbedingt entscheidenden Bedeutung und Gel⸗ 
fung, welche den Aussprüchen und Weisungen des Papstes nach 
den vaticanischen Beschlüssen eingeräumt ist und fämmtliche deut 
sche Bischoͤfe sich rũckhaltlos gefügt haben, mußte das unumwundene 
Hervortreten des Papstes gegenüber der Souveränität des preußi— 
hen Staates auch für unsere Regierung von durchschlagender Be— 
deutung für ihre weiteren Entschließungen sein. Das jetzige Vor⸗ 
gehen der Staatsregierung ist daher vor Allem als ein Ackt unbe— 
dingt nothwendiger Pflichterfüllung, als ein Act der Selbstachtung 
zegenüber der Läugnung der staatlichen Souveränitätaufzufassen; 
dermöge seiner unmitteldar grundsätzlichen Bedeutung geht dieser 
Uct weit über die früheten Maßnahmen gefeßlicher Abwehr im 
Einzelnen hinaus. Es ist ein erster bedeutungevoller Schritt auf 
riner Bahn, welche je nach der weiteren Haltung der kirchlichen 
Oberen zu einer durchgreifenden Umgestaltung der Beziehungen von 
Stact und Kirche führen kann.“ — Ueber die weitere Haltung 
ver kirchlichen Oberen ist wohl kein Zweifel möalich; hiernach wer 
)en auch deren Consequenzen sich vollziehen müssen.— 
Berlin, 11. März. Das Direktorium der Preußischen 
Bank macht bekannt, daß dasselbe der fortgesetzt porkommenden Fal— 
ificete wegen beschlossen habe, die preußischen Zehnthaler-Bankno— 
en ganz aus dem Verkehr zurückzuziehen. Die Umwechselung und 
Umtauschung erfolgt bis Anfang April bei allen Bankkassen, fpäter 
nur bei der Berliner Hauptbankkasse. — Die ‚Börsenzeitung“ 
ritt der Meldung mehrerer Zeitungen, daß die Einführung der 
obligatorischen Goldwährung nahe bevorstehe, enigegen und hält 
olche für thatsäclich unbegründet und innerlich unwährscheinlich. 
.Der k. k. deutsche Generalpostdirektor Siephan will bei der 
nächsten, bald in Petersburg zusammentretenden inernationalen 
TelegraphenKonferenz die Gruͤndung eines Welt⸗-Telegraphen⸗ 
Vereins“ vorschlagen — ein Vorschlag. an dessen Annahme, bei 
der Bereitwilligkeit, mit welcher s. Z. bei der internationalen 
Postkonferenz in Bern, alle eingeladenen Staaten der Bildung 
eines, Welt-Postvereins“ beistimmten, kaum zu zweifeln iss. (Pf.K.) 
Oesterreich. 
Wien, 4. März. „Wer den Ritter von Ponteuxin (Ofen⸗ 
jeim) die Schleppe getragen, der ist poli'sch todt!“ Gewiß ein 
schönes Wort, aber leider nur ein Wort, so beginnt ein Korre 
spondent der „Frankf. Zig.“ seinen Bericht, um dann fortzufhren: 
Dr. Giskra, gegen den jener Ausspruch zunächst gemünzt war, ist 
richt blos Vertreter des gewerbreichen Brünn im Reicsrath, son 
dern auch Mitglied verschiedener Ausschüsse, in denen er nach wie 
dor das große Wort führt. Seine Reden finden Beifall, seine 
Anträge werden angenommen, und Niemand hat den Muth, dem 
ẽxwinister seinen Standpuntt!tlarzumachen. Allerdings kann der 
Reichsruth Giskra ebensowenig aus seiner Mitie ausstoßen. wie 
die Regierung die Macht hat, den Oberlandsgerichizprasidenen 
hein abzusetzen. Aber Nichts hindert den Club der Linken, dem 
Freunde Ofenheims die Thüre zu weisen. Die Pflicht aller eht⸗ 
liichen Mitglieder der Verfassungspartei wäre es, jebe Gemeinschaft 
mit einem Manne abzubrechen, dem 100,000 Gulden Giünder— 
zewinn verdächtigster Art mehr waren, als die Erfüllung einer 
pöhen politischen Mission, der einen Verwaltungsrathsposten höher 
chättt, als ein Ministerportefeuille. So lange Giskra noch eine 
Rolle im Reichsrath spielt, hat es keine Bedeulunz, wenn Rech— 
dauer auf die korrumpirte Presse schimpft. 
Frankreich J 
Paris, 7. März. Der in Belfort erscheinende „Liberal 
deol'Est“ hatte in seinem Blatte vom 4. d. Mis. ein für Deutsch- 
land beleidigendes Sonnett deröffentlicht. In Folge defsen erließ 
der Herzog von Aumale, als kommandirender General der 7. erwepchrues. 
Militärdivision, eine Verfügunz. welche den „Liberal de ' Est“ — F Wie die Kaislr. Post hoͤrt soll am nächsten Sonntag die 
zꝛen, Debartements Doubs und Haute-Saone, sowie in dem Gebiei rühmlichst bekannte Cur Capelle von Kreuznach unter Leitung ihres 
pon Belfort auf 14 Tage verbietet, da die Publekation geeiquet Capellmeisters Burbdardt im Hotel Karlsberg in Kaiser?— 
sei, den Frieden des französischen Volles mit den Nachbarvöollein lautern eine Concert-Reumon veranstalten. 
zu stören. F Die Hauskollekte za Gunsten des Unionsdenkmals in 
Paris, 9. März. Die einzelnen Phasen der Minister⸗ Kaiserslautern hat in der Pfalz im Ganzen die Summe 
krisis zu verfolgen, ist wirllich auf die Dauer ein langweiliges von 13,773 fl. ettragen. 
Beschäft und man kann behaupten, daß die Republik unker keinen 
zünstigen Vorzeichen in's Leben tritt. Die Linke ist so harinädig, 
vie die Rechte und der Marschall will von liberaien? Elementen 
im Minssterium nichts wissen. Die“ Legitimistrn und Bonapar— 
isten reiben sich vergnügt die Hände, und lachen höhnisch über die 
Bersuche, eine conservative Republik in Scene zu setzen. Hie uͤnd 
da, wo sich republikauische Prefecten befiunden, geheu sie 1.un gegen 
die kaiferliche Propaganda ernster vor. In Ajacico wurde das 
„Echo“, das Leiborgan Rouber's auf 14 Tage suspendirt. und in 
Z„t. Brieüx zwei angesehene Bürger wegen Vertheilung von Pho— 
ographien des kais. Prinzen zu 200 resp. 50 FKrancs Strafe 
—X 
Paris, 10. Marz. (Nachmittags.) Da die Lag anfing, 
jehr beunuhigend zu werden, beschaftigt sich der Marschalljett 
selbst mit Bildung eines Cabinets. Se't zwei Stunden bespricht 
er sich mit einer Reihe einflußre'cher Abgeordneten. Man ipricht 
von eivem Ministerium Bocher und Audiffret Pasquier. Ferner 
st von Dufaure, Wachon, Lavergne und Sayh die Rede. Ob 
Huffet einwelligt, die Präsidentschaft zu übernehmen, iß fraglich. 
Bis heute Abend erwartet man die definitive Ministerliste. — Es 
jeißt. Kriegsminister Cifsey habe seine Stelle niedergelegt, weil 
die Nationalversammlung gestern das Amendement annahm, daß 
jede Compagnie nur einen Hauptmann erhalten solle. 
Paris, 11. März. (Mittags.) Das Amisblatt veröͤffent 
cht folgende Miniflerliste: Büffel, Rinister des Innern (an Stelle 
Thabaud La Tour's) und Vizepräsident; Dufaure, Justizmnister (an 
Stelle Taihhaud's). Decazes, Minister des Aeußern; Leon Say, 
Finanzminister (an Stesle Mathien-Bodets); Cissfey, Kriegsminiset; 
Nontaignac, Marineminister; Wallon, Unterrichtsm nister; (an Stelle 
FSumonts); Caillauxr für öffentliche Arbeiten: Meaux, don der 
sechten, Handelsminister (an die Stelle Grivarts). Dee Herzog 
Audiffret jol Kammerpräsident werden. Das neue Minifierium 
vird sein Programm morgen der Natianalversammlung vorlegen. 
Der Präsident hat dem General La Tour perfönlich für seine 
Mithilfe zur Bildung des neuen Ministeriums gedankt. 
In Nanchy wurde, der „Indepedance Belge“ zufolge, eine 
bonapartistische Militärverschwörung entdeckt, welche selbst in Paris 
und in den Departements Verzweigung hatte. Sowohl in der 
Barnison von Nanch als auch im Fort Aubervilliers bei Paris 
vucden mehrere Verhaftungen von Unteroffizieren und Soldaten 
»orgenommen. Was dem Complote eine gewisse Bedeutung gibt, 
ist, daß auch ein General kompromittirt ist, der ein naher Ver 
wandter eines bonapartistischen Ex-Serators und gegenwärtigen 
Deputirlen ist und auch dessen Namen trägt. Der kompromittirte 
General, der demselben Blatte zufolge bereñs verhaftet wäre, kann 
nur der Militär-Commandant von Nancyh, Divisionsgeneral Aba— 
ucci, offeabar ein Bruder des Er-Senators und gegenwärtigen 
Deputirten von Corsica, Charles Abatucci sein., 
Bexen, 10. März. Dem Vernehmen nach wird der Schweiz 
ür ihre Remonteankäufe die Ausnahme von dem Verbot der 
Pferdeausfuhr aus Deutschlaͤnd bewilligt. a J 
Bern, 9. März. Der Nationalraih hat die vom Bundesrathe 
beantragte Prägung von 1,6000, 000 Fürffranksstücken genehmigt. 
(T. N) 
Genf, 6. März. Graf Harry v. Arnim ift mit Familie 
und Dienerschaft im „Grand Hotel de la Paix!? dahier angekom 
nin und wird längere Ze't verweilen. 
Enaland. 
Londo'n, 9. Marz. Tablet meldel folgende bevorstehende 
Tardinals Ernennngen: Manning, Deschamps. Ledochowski, Gi 
innelli, Bartolini und Mac Closket, Erzbischef von NemwH ⸗ork. 
Spanien. 
Ein Mad rider Correspondent der »K. 3.“ bellagt sich 
zir über oas Treiben dentscher Abenteufer, welche fich, 
»egünstigt durch das Ansehen des deutschen Namens in spanischen 
Familien und militärischen Kreisen einnisten, dort mit spanischer 
höflichkeit und blindem Vertrauen aufgenommen werden, fich dann 
zald als gemeine Schwindler und Schuldenmacher entpupen und 
o den deutschen Namen in Mißkredit bringen. Insbesondete werden 
wei mit Schanden aus der deutschen Armee ausgestoßene Indi— 
»iduen, Ludwig Müller und A. Spelz genannt, welche von Va— 
encia aus unter Hinterlafsung bedeutender Schulden und auf un— 
ezahlten Pferden zu den Carlisten übergegangen sind und dort 
ommandos übernommen hahen.